Eine Ära geht zu Ende. Nach ungefähr 15 Jahren habe ich zum ersten Mal kein Thinkpad mehr im Einsatz. Jedenfalls nicht für meine Arbeit als Webentwickler.
Genau bekomme ich nicht mehr zusammen, welche Geräte ich alle benutzt habe. Auf jenden Fall dabei waren ein T42, ein X200, ein T400 und ein T440s. Die meiste Zeit war ich mit den Geräten sehr zufrieden. Die Langlebigkeit, Wartbarkeit und die grundsätzlich hohe Verarbeitungsqualität der Thinkpads genießen nicht umsonst einen regelrechten Kultstatus. Nachdem das T440s nun jedoch auch schon etwas in die Jahre gekommen ist, wurde es Zeit für ein neues Notebook.
Die Qual der Wahl
Ich nutze seit Jahren nun Linux auf meinen Rechnern. Bei der Auswahl neuer Hardware versuche ich daher primär auf die Linux-Unterstützung zu achten. Das schränkt die Möglichkeiten oft schon ziemlich ein. Zwar ist es mittlerweile durchaus so, dass Linux auf fast jedem Gerät grundsätzlich funktioniert, der Teufel steckt aber oft im Detail:
- Wird das Wlan-Modul unterstützt?
- Funktionieren die Funktionstasten?
- Funktionieren Webcam und Mikrofon?
- Gibt es eine Lösung für die Lüftersteuerung?
- Sind Treiber für die GPU verfügbar?
- u.s.w.
Man kann sich nun ein paar Notebooks aussuchen und versuchen alle diese Fragen zu klären. Das ist aber ein ziemlich großer Aufwand und nicht immer auch tatsächlich möglich. Gerade bei sehr neuen Geräten sind diese Information oft noch schwer zu finden. Ich habe mich daher bei meiner Auswahl auf ein paar wenige Geräte beschränkt, die bereits vom Hersteller (meist optional) mit Linux ausgeliefert werden. In meinen Fall waren das:
- diverse Thinkpads
- Die DELL XPS Serie
- Geräte von Tuxedo/Schenker
Warum nicht wieder ein Thinkpad?
Thinkpads sind sicherlich noch immer eine gute Wahl, wenn man eine Notebook mit gutem Linux Support sucht. Aber die Unterschiede zu anderen Herstellern sind immer geringer geworden. Meiner Meinung nach unterscheiden sich die Top-Modelle hier nur noch sehr wenig voneinander. Es lohnt sicht also auch mal über den Tellerrand zu schauen.
Zusätzlich gabe es 1-2 Dinge die mich an den Thinkpads gestört haben:
- Ein nerviges Tastaturlayout mit "Fn"-Key unten links (statt CTRL).
- Kaum Konfiguraationsmöglichkeiten (z.B. beim Arbeitsspeicher).
Für das InfinityBook S 14 habe ich mich dann letztendlich aufgrund folgender Kriterien entschieden:
- Preis/Leistung
Mit einer vergleichbaren Konfiguration war Tuxedo schlicht etwas günstiger als Dell oder Lenovo. - Anschlüsse/Ausstattung
Das InfinityBook hat mit 1x Thunderbold/USB-C, 2x USB-A und einem HDMI deutlich mehr Anschlussmöglichkeiten als z.B. das XPS 13. Ausserdem bekommt man hier satte 40GB RAM! - Linux-Support
Alle 3 Hersteller bieten Geräte mit vorinstalliertem Linux Betriebssystem an. Tuxedo hat sich jedoch auf den Vertrieb von Linux-Hardware spezialisiert und bietet daher noch ein paar nette Details. Dazu später mehr.
Der erste Eindruck
Das Notebook wird schlicht, aber ausreichend verpackt geliefert. Es liegen eine gedruckte Bedienungsanleitung sowie ein USB-Stick mit einem Tool zur Linux Neuinstallation bei. Zusätzlich einige Goodies.
Das Notebook macht einen sehr soliden Eindruck. Die Tastatur hat kaum Flex und der Deckel scheint ausreichend stabil befestigt. Die Verarbeitungsqualität ist vollkommen in Ordnung.
Das Gerät kam, wie bestellt, mit der hauseigenen Linux Version "Tuxedo OS" vorinstalliert. Für Linux-Anfänger absolut perfekt. Aufklappen und loslegen, keine Konfiguration irgendwelcher Hardware nötig. Soweit ich das beurteilen konnte, ist TuxedoOS eine auf Ubuntu basierende Distribution mit der Budgie Desktop-Umgebung. Abseits von einigen Layout-Anpassungen (Wallpaper, Farben, ...) sah das System sehr "standardmäßig" aus. Sprich: Keine unnötige Hersteller-Bloatware.
Linux Installation
Da meine bevorzugte Linux Distribution Xubuntu nicht zu verfügbaren Varianten bei Tuxedo gehört, war hier zunächst eine Neuinstallation nötig. Aber seien wir ehrlich: Eine frische Installation mit Vollverschlüsselung gehört sowieso zum Prozedere bei neuer Hardware. So konnte ich auch direkt testen was alles zu tun ist, um die Hardware auch einem neuen System wieder ans Laufen zu bringen.
Und ich muss sagen: An dieser Stelle kann Tuxedo wirklich punkten und lässt das Entwickler-Herz etwas schneller schlagen. Nachdem das Basissystem installiert ist, bietet Tuxedo ein Shell-Script in einem Repository auf Github an, um fehlende Treiber und Ähnliches nachzuinstallieren. Das spart eine Menge arbeit und funktioniert tadellos. Der Vollständigkeit halber sei Folgendes erwähnt:
- Ich habe das Script minimal angepasst, da ich einige der zu installierenden Pakte nicht benötige.
- Das Script ersetzt die Standard-Paketquellen der Ubuntu-Installation durch Quellen auf einem Tuxedo-Server. Dadurch werden Updates automatisch eingespielt, aber aus Datenschutzgründen ist das evtl. nicht für Jeden die optimale Lösung.
Disclaimer & Fazit
Dieser Artikel ist natürlich nicht von Tuxedo gesponsort und beinhaltet auch keine Affiliate-Links. Das Notebook wurde von meinem Arbeitgeber bezahlt. (Übrigens: Wenn du auch eins möchtest, schau doch mal in unsere Stellenanzeigen!)
Ich habe das Gerät erst seit ein paar Tagen im Einsatz, daher ist das hier nur ein erster Eindruck. Bis jetzt bin ich allerdings zufrieden mit meiner Entscheidung den Lenovo Kosmos zu verlassen. Ich werde versuchen den Artikel in ein paar Wochen/Monaten mit "Langzeit-Erfahungen" zu aktualisieren.